App Usability: Was macht eine gute App aus?

Mobile Apps bestimmen unseren Alltag, doch nicht jede App bietet eine gute Nutzererfahrung. Was macht eine gute App aus? Welche Arten gibt es? Dieser Artikel liefert praxisnahe Einblicke und wertvolle Tipps für eine optimale Usability.

Autor*in: Marion Held

Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert:

Kategorie: Usability Testing, UX Design

13 Min. Lesezeit
Ein eingeschaltetes Smartphone liegt neben einem Tablet und einer Kaffeetasse auf dem Tisch.

Während vorausgegangene Generationen ihre ersten Berührungspunkte mit Software noch hauptsächlich über Desktop-basierte Geräte hatten, macht die überwiegende Mehrheit von Generation Z und Generation Alpha ihre ersten Erfahrungen an mobilen Endgeräten. Einer Studie zufolge fanden im Jahr 2018 erstmals mehr Zugriffe auf das Internet über mobile als über Desktop-basierte Geräte statt.

Dies hat zur Folge, dass inzwischen auch bei der Entwicklung von Desktop Software oftmals (Design-)Elemente von mobilen Apps übernommen werden. Grund genug, sich zu fragen:

Inhalt

Was zeichnet eine gute App aus?

Zuallererst muss eine App generell (ob für mobile oder Desktop) – nützlich sein. Sie muss den Bedarf der jeweiligen Zielgruppe(n) befriedigen. Beispielsweise das Bedürfnis nach Information, Unterhaltung oder Bequemlichkeit. Bereits in der Planungs- und Konzeptionsphase müssen die Themen Nützlichkeit und Mehrwert Beachtung finden und als Zielvorgabe vorhanden sein.1

Zweites, wichtiges Merkmal einer guten mobilen App ist deren einfache Bedienung. Intuitiv muss diese sein, selbsterklärend und erwartungskonform. Nutzungskontext (z. B. Verwendung der App auf dem Weg zur Arbeit, im Ladengeschäft etc.) und Intentionen der Anwender*innen bieten wenig Raum für Komplexität und „Umständlichkeit“. Eine mobile App muss nach dem Herunterladen und dem ersten Start sofort nutzbar sein.

Der dritte Erfolgsfaktor: Good Experience. Der Umgang mit den Inhalten und Funktionen einer App muss einfach Spaß machen. Nützlichkeit und einfache Bedienung sind zentrale Bestimmungsfaktoren einer positiven User Experience (vgl. Abb. 1).

Welche Arten von Apps gibt es überhaupt?

Grundsätzlich kann bei mobilen Apps zwischen 3 Arten unterschieden werden. Diese unterscheiden sich sowohl von Nutzerseite als auch von der Entwicklerseite her.

Native Apps

Native Apps werden speziell für ein bestimmtes Betriebssystem wie Apple iOS, Google oder Android entwickelt. Vorteile für User liegen oftmals in der Schnelligkeit und Stabilität, alles läuft sehr „flüssig“. Native Apps können auf Gerätefunktionen wie z. B. Kamera oder GPS direkt zugreifen und auch Offline-Funktionen, wie bei Karten-Apps, sind sehr zuverlässig verwendbar. Durch die nahtlose Integration in das Betriebssystem lässt sich das Nutzungserlebnis einerseits deutlich verbessern. Auf der anderen Seite sind sie jedoch sehr aufwändig in der Entwicklung und daher deutlich teurer als Web- oder hybride Apps.

Web-Apps

Web-Apps funktionieren sowohl mit einem mobilen Endgerät als auch mit einem Desktop-Rechner/Notebook. Eine Web-App muss nicht installiert werden, sondern kann direkt im Browser geöffnet werden. Somit ist sie eigentlich „nur eine normale Website“, die sich gut auf mobilen Endgeräten jeglicher Plattformen bedienen lässt. Es muss also nicht extra eine App gekauft/installiert werden. Allerdings unterstützt eine Web-App keine bekannten App Features wie z. B. Push-Benachrichtigungen. Eine Weiterentwicklung der Web-Apps sind Progressive Web-Apps (PWA). Diese werden auf dem Gerät installiert und verhalten sich wie eine Native App – im Hintergrund kommt dennoch der Browser zum Einsatz. Ausgeführt werden sie aber – und das ist der wichtigste Punkt – direkt auf dem Gerät, dadurch sind z. B. Funktionen wie der Offline-Modus möglich.

Hybride Apps

Hybride Apps sind, wie Native Apps, direkt über den App Store der jeweiligen Plattform zu installieren. Ein Unterschied zur nativen App ist im Normalfall für Anwender*innen nicht direkt ersichtlich, da dieser in der Softwareentwicklung liegt. Da eine hybride App aber „daherkommt“ wie eine native App, jedoch nicht über die individuellen Anpassungen verfügt und somit der Look-and-feel der jeweiligen Plattformen nicht repliziert werden kann, führt dies beim User einstweilig zu einer eingeschränkten User Experience.

Welche besonderen Rahmenbedingungen gelten bei der Nutzung von mobilen Apps?

Geringe Bildschirmgröße

Aufgrund ihrer Mobilität besitzen Smartphones verhältnismäßig kleine Bildschirme, die das Hosentaschenformat nicht überschreiten. Dementsprechend wenig Raum bleibt für die Darstellung von Inhalten und Interaktionselementen. Zudem gilt üblicherweise eine Beschränkung auf ein einzelnes Benutzerfenster, es können also nicht wie beim Rechner/Notebook mehrere Fenster nebeneinander geöffnet sein.

Nutzung eines Touchscreens

Touchscreens bringen eine Menge Vorteile, aber auch einige Herausforderungen mit sich. Beispielsweise ist die Tastatur nicht – wie bei einem Desktop-Rechner/Notebook – immer sichtbar, sondern es muss je nach Art der Eingabe ein Touchpad mit passender Tastatur eingeblendet werden. Zudem funktionieren gewohnte Interaktionselemente nur teilweise auch für die mobile Nutzung, da für eine Touchfläche viel mehr Platz eingeplant werden muss als für einen Mauszeiger.

Anderer Nutzungskontext

Mobile Endgeräte werden häufig an Orten verwendet, an denen die Lichtverhältnisse deutlich schlechter sind als im Arbeits- oder Wohnzimmer. Je nach Umgebung wird der User während der Anwendung mit weiteren potenziellen Störquellen konfrontiert, die von akustischen Beeinträchtigungen bis hin zu schlechter Netzabdeckung reichen können. Er befindet sich oftmals in einem hektischen und ablenkenden Umfeld, beispielsweise im Straßenverkehr oder beim Einkaufen. Auch wird im mobilen Nutzungskontext meist gezielter – und auch ortsbezogener – nach Informationen gesucht als bei der Nutzung eines Desktop-Rechners/Notebooks.

Neue Technologien erweitern die Möglichkeiten

Mit mobilen Endgeräten kann im Vergleich zu Desktop-Rechnern/Notebooks die Vielzahl an zusätzlichen Features wie Kamera, GPS, Voice-Eingabe oder Touch-ID in viel höherem Umfang genutzt werden. Durch das Aufkommen und das Zusammenspiel neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (AI), Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), Web 3.0, Voice User Interfaces (VUIs), IoT (Internet of Things) und auch faltbare und somit größere Displays verändern sich die Möglichkeiten von mobilen Apps und die Anforderungen an diese stetig.

Abb. 1. Die Rahmenbedinungen für gute Usability

Konsistente Nutzererfahrung über verschiedene Gerätearten und Betriebssysteme hinweg

Eine App hat in vielen Fällen ihre „Referenz“ in einer Desktop-Umgebung. Insbesondere Hybride Apps müssen für verschiedene Betriebssysteme wie iOS und Android optimiert werden. Diese haben eigene Designrichtlinien und Funktionalitäten. Die Konvergenz von Designstilen und Funktionen zwischen den Plattformen sollte berücksichtigt werden, um eine konsistente Nutzungserfahrung zu gewährleisten. Insbesondere müssen sich Apps an verschiedene Bildschirmgrößen und -orientierungen anpassen können, was durch gut durchdachtes und sorgsam entwickeltes Responsive Design erreicht wird.

Warum gute Usability für mobile Apps entscheidend ist?

Unsere Erfahrungen zeigen, dass die oben genannten Rahmenbedingungen bei der Gestaltung von Anwendungen für mobile Endgeräte oftmals nicht oder nur unzureichend beachtet werden. Daraus ergeben sich gravierende Usability-Schwächen bzw. -Nachteile auf Nutzerseite.

Gerade beim Thema Apps werden die Anforderungen an mobile Usability häufig missachtet: „Wir machen einfach eine App“, lautet oftmals der Leitspruch. Dass häufig tatsächlich „einfach mal schnell eine App“ gemacht wird, lässt sich täglich an den unzähligen Neuzugängen im App Store – und der gleichzeitig schwachen Usability – erkennen.

So ist es kein Wunder, dass sehr viele Apps nicht besonders lange genutzt, sondern oftmals innerhalb weniger Tage nach der Installation nicht mehr gestartet bzw. gelöscht werden. Untersuchungen zufolge deinstallieren mehr als die Hälfte der Nutzenden, eine App bereits wieder innerhalb von 30 Tagen nach dem Download. Ein Großteil, über 25%, sogar bereits nach dem ersten Tag.2

Einer der Hauptgründe hierfür ist eine schlechte mobile Usability und der damit einhergehende, fehlende Bezug zum mobilen Nutzungskontext. Denn die schönste optische Gestaltung und der eleganteste Code nützen nichts, wenn die App im realen Umfeld nicht nutzbar ist und den Nutzenden schlichtweg keinen Mehrwert bietet – weder auf emotionaler noch auf funktionaler Ebene. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass inzwischen rund 81 % der Deutschen ab 14 Jahren ein Smartphone besitzen, und somit sowohl die Nutzung als auch das Angebot an mobilen Apps weiterhin zunimmt, sollte mehr denn je auf eine gute Usability und User Experience geachtet werden.3

UX-Guidelines für mobile Apps

Was sollte denn nun alles beachtet werden bei der Entwicklung einer mobilen App? Nachfolgend haben wir einige Prinzipien und Guidelines zusammengestellt, die helfen sollen, bei der Usability und User Experience einer mobilen App das Beste herauszuholen.

Fangen wir zuerst einmal mit einer Auswahl von für die mobile App-Entwicklung besonders relevanten Prinzipien der 10 Usability Heuristiken von Nielsen4 an (siehe Punkte 1–4). Zusätzlich zu den bekannten Usability-Heuristiken gibt es einige Guidelines, die für die Entwicklung einer erfolgreichen mobilen App bedeutend sind (weiter ab Punkt 5):

Auf bereits Bekanntes und Erlerntes setzen
Bedienprinzipien und -elemente, die Nutzende bereits vom jeweiligen Betriebssystem (z. B. Apple iOS) und der dazugehörigen Standard-App (z. B. Notizen) kennen, sollten auch bei neuen mobilen Apps grundlegend beibehalten werden. So können Nutzende bereits Erlerntes sofort auf die neue App anwenden und finden sich bereits bei der ersten Nutzung schnell zurecht (vgl. Abb. 2).

Ein Screenshot der Apple Notizen App.
Abb. 2. Apple Notzien App

Den geringen Platz für das Wesentliche nutzen
Bereits im Jahr 2016 hat die mobile Internetnutzung die Nutzung per Desktop-Rechner/Notebook überholt. Sollen Inhalte gleichermaßen für die mobile Nutzung als auch für Desktop-Rechner/Notebooks entwickelt werden, ist es ratsam, mit der mobilen Anwendung zu starten und dann die Inhalte auf Desktop-Rechner/Notebooks anzupassen – nicht umgekehrt (Mobile-First-Ansatz). Dies bedeutet, Inhalte zu priorisieren und dem Nutzungskontext anzupassen. Funktionen und Inhalte, die im mobilen Nutzungskontext nicht zwingend notwendig sind, sollten gestrichen werden (vgl. Abb. 3).

Ein Screenshot der Kleinanzeigen App.
Abb. 3. Kleinanzeigen App

Dem Nutzenden klares Feedback geben
Bei sämtlichen Interaktionen zwischen App und Nutzenden sollten diese jederzeit eine direkte Rückmeldung darüber erhalten, was gerade passiert (ist). Tippen sie beispielsweise auf eine Schaltfläche, so sollte auch entsprechend Feedback darüber gegeben werden, ob diese tatsächlich angetippt wurde – beispielsweise durch farbliche Hervorhebung oder Positionsveränderung. Gerade bei Touchscreen-Geräten bietet es sich an, zusätzlich zum visuellen Feedback auch andere Sinne des Users anzusprechen (beispielsweise über Vibration nach dem Ausführen einer Aktion). Zudem sollte bei eventuellen Ladevorgängen immer angezeigt werden, dass die App gerade im Hintergrund arbeitet. Speziell im mobilen Nutzungskontext ist dies enorm wichtig, da die App Daten aus dem Internet abruft und hier je nach Aufenthaltsort nicht permanent eine perfekte und somit schnelle Datenverbindung gewährleistet ist (vgl. Abb. 4).

Ein Screenshot der Tier App.
Abb. 4. Kleinanzeigen App

Den User unterstützen
Insbesondere dann, wenn Nutzer*innen die App von unterwegs aus aufrufen, haben sie nicht immer besonders viel Zeit oder befinden sich in einem hektischen Umfeld. Daher ist es umso wichtiger, dass die App ihnen entgegenkommt und sie unterstützt.

Navigationselemente für mobile Anwendung separat definieren
Website-Elemente wie Buttons oder Links sollten speziell für mobile Anwendungen entwickelt werden. Ein Element, mit dem Nutzene interagieren können, muss bei der mobilen Verwendung noch deutlicher hervorgehoben werden als im Desktop-basierten Kontext. Dies resultiert aus der Notwendigkeit heraus, Informationen und Funktionen möglichst schnell zu erfassen. Zudem gibt es bei der Verwendung eines Touchscreens keinen Mouse-Over-Effekt, sodass nicht mit dem Mauszeiger über die Seite gefahren werden kann, um interaktive Elemente zu finden (vgl. Abb. 5).

Ein Screenshot der Doctolib App.
Abb. 5. Doctolib App

Auf hohes Kontrastverhältnis achten
Gerade weil mobile Geräte häufiger an Orten genutzt werden, an denen die Lichtverhältnisse wesentlich schlechter als in der Umgebung eines Desktop-Rechners/Notebooks sind, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die App ein hohes Kontrastverhältnis bei Schrift, UI-Elementen, Icons etc. bietet. Anderenfalls kann der User die App, die zu Hause im Wohnzimmer noch wunderbar funktioniert hat, unterwegs im sonnigen Park nicht mehr angemessen verwenden.

Gerätespezifische Funktionalitäten sinnvoll nutzen
Mobile Endgeräte haben zahlreiche Features, die bei der App-Entwicklung sinnvoll eingebunden werden sollten. So sollte die App die Möglichkeit der automatischen Lagebestimmung des iPhones ausnutzen und Nutzenden die Wahl lassen, ob das Gerät hochkant oder quer gehalten wird (Bildschirminhalte sollten sich dementsprechend automatisch ausrichten). Zudem sollten diverse native Multi-Touch-Gesten wie doppeltes Antippen (Double Tap), Vergrößern/Verkleinern mit zwei Fingern (Spread/Pinch) oder Wischen (Swipe) genauso für das Bedienkonzept der App in Betracht gezogen werden wie die Möglichkeit, die Kamerafunktion zu nutzen. Auch die automatische Standortermittlung sollte bei der App-Gestaltung berücksichtigt werden.

Durch die sinnvolle Nutzung und Kombination dieser gerätespezifischen Funktionalitäten kann sich die App von anderen Apps abheben und dem Nutzenden exklusive Vorteile bieten (vgl. Abb. 6).

Ein Screenshot der Apple Rechner App.
Abb. 6. Apple Rechner App

Reibungslose Übergänge zwischen mobilen Apps und dem mobilen Web
Sollte es notwendig sein, Nutzende von der App ins mobile Web zu leiten, ist es sehr wichtig, die Übergänge reibungslos zu gestalten. Dies geschieht zum einen durch das Sicherstellen eines einheitlichen Look-and-Feel, sodass Nutzende so wenig wie möglich merken, dass sie weg von der App geleitet werden. Zum anderen sollte darauf geachtet werden, dass die Ladezeiten so gering wie möglich gehalten werden, um auch hier den Unterschied zwischen App und Web so gut es geht zu verringern.

Funktionierende Vergleichsmöglichkeiten ermöglichen
Geht es zum Beispiel um eine mobile App, in der eine Produktpalette gezeigt wird, wie zum Beispiel einen Webshop oder sogar ein Vergleichsportal, sollte unbedingt darauf geachtet werden, eine praktikable und angenehme Möglichkeit zum Vergleichen, d. h. nebeneinander betrachten, einzelner Produkte zu schaffen. Dies stellt im mobilen Kontext insofern eine Herausforderung dar, als dass die Größe des Displays beschränkt ist und in der Horizontalen nur eine geringe Anzahl an gleichzeitig sichtbaren Spalten zulässt (vgl. Abb. 7).

Ein Screenshot des Apple Webshops.
Abb. 7. Apple Webshop

Das passende Keyboard bereitstellen
Das Bereitstellen eines zum Eingabefeld passenden Keyboards zahlt direkt auf die Nutzerzufriedenheit ein. Es sollte also zum Beispiel bei der Eingabe der Postleitzahl oder einer Telefonnummer ein numerisches Keyboard eingeblendet werden, bei der Eingabe einer E-Mail-Adresse ein alphanumerisches Keyboard mit Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen usw. (vgl. Abb. 8).

Ein Screenshot der Microsoft Teams App.
Abb. 8. Microsoft Teams App

Das Zoom-Level selbst bestimmen lassen
Wird in der App eine Zoom-Funktion für Bilder und Dateien bereitgestellt, sollte darauf geachtet werden, dass die Nutzenden das Zoom-Level frei und stufenlos selbst bestimmen können. Eine festgelegte Zoom-Funktion mit fixen Levels Leveln führt meist eher zu Unzufriedenheit seitens der Nutzenden. An dieser Stelle sollten vielmehr bereits gelernte Multi-Touch-Gesten, wie das Vergrößern mit zwei Fingern, zum Zuge kommen (vgl. Abb. 9).

Ein Screenshot der Udemy App.
Abb. 9. Udemy App

Berechtigungsanfragen im Nutzungskontext
Sollte für die beste User Experience bei der Benutzung einer mobilen App die Zustimmung des Nutzenden notwendig sein, z. B. zur Verwendung der Kamera oder der Aktivierung der Standortbestimmung, ist es besser, im Nutzungskontext danach zu fragen. Das bedeutet, dass nicht schon beim Öffnen der App alle Berechtigungen abgefragt werden sollten. Besser ist es z. B. erst vor Benutzung der Kamerafunktion nach der Berechtigung zur Verwendung der Kamera zu fragen oder nach der Zustimmung zur Standortbestimmung erst vor Verwendung einer Kartenfunktion.

Die App frühzeitig mit Nutzenden testen
Neben der Beachtung der bisher genannten Guidelines sollte das Wichtigste nicht vergessen werden: Die App möglichst frühzeitig und idealerweise während des gesamten Entwicklungsprozesses mit Usern zu testen. Denn die Nutzenden sind es letztendlich, die die App nicht nur laden bzw. kaufen, sondern auch im Alltag mit Begeisterung nutzen sollen. Je nach App und Zielgruppe bieten sich hierfür sowohl Usability-Tests im Labor, als auch die Beobachtung der Nutzenden in ihrem natürlichen Umfeld an. Bei einem Test im natürlichen Umfeld lässt sich schnell feststellen, ob die App auch im realen, mobilen Kontext problemlos nutzbar ist oder ob die Umgebung die Nutzung beeinflusst – woraus sich wiederum spezielle Anforderungen an die Gestaltung der App ergeben.

User Centered Design: Kritischer Erfolgsfaktor in der App-Entwicklung

Ein essenzieller Erfolgsfaktor liegt in der Etablierung eines Prozesses. Es geht nicht nur darum, einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der Usability zu ergreifen, sondern vielmehr darum, die Bedürfnisse, Wünsche und Einschränkungen der Endnutzenden kontinuierlich in den gesamten Entwicklungsprozess einzubinden. Eine gängige Darstellung der iterativ und dynamischen Prozessschritte des User Centered Design Ansatz basiert auf dem menschzentrierten Gestaltungsprozess nach DIN EN ISO 9241-210 (vgl. Abb. 10).

Ein solches Vorgehen hat weitreichende Vorteile: Es führt nicht nur zu einer höheren Nutzerzufriedenheit, sondern kann auch die Entwicklungskosten reduzieren, indem frühzeitig auf Nutzerbedürfnisse reagiert wird und ineffiziente Entwicklungswege vermieden werden. Darüber hinaus steigert es die Effizienz und kann zu einem signifikanten Wettbewerbsvorteil führen.

Infografik die die vier Phasen des User-centered Design als iterativen Prozess darstellt.
Abb. 10. Der User-centered Design Prozess nach DIN EN ISO 9241-210

Abschließend lässt sich festhalten, dass das Gestalten einer nutzerfreundlichen App, die gleichzeitig auch begeistert, keine leichte Aufgabe ist. Vor allen Dingen die Bedürfnisse und Anforderungen von Nutzenden im mobilen Kontext zu identifizieren und bei der App-Gestaltung zu berücksichtigen, ist eine Herausforderung – was nicht nur Jakob Nielsen bewusst ist, sondern auch uns. Stehen Sie auch vor dieser Herausforderung? Lassen Sie uns sprechen.

Quellenangaben

Dieser Artikel basiert teilweise auf Informationen aus früheren Beiträgen des usabilityblog.de. Einige der ursprünglichen Artikel sind möglicherweise nicht mehr zugänglich.

Internet

1„Was zeichnet eine gute App aus?“ | Thorsten Wilhelm (2011) | usabilityblog.de

2„Anteil der Smartphone-Nutzer* in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2023 und Prognose bis 2030“ | Statista (2024) | statista.de

3„App uninstall report – 2025 edition“ | AppsFlyer (2025) | appsflyer.com

4„10 Usability Heuristics for User Interface Design“ | Jakob Nielsen (1994) | nngroup.com

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