In einer Welt, die sich ständig und oft unvorhersehbar wandelt, sind Vorhersagen schwer zu treffen. Wir leben in unruhigen Zeiten, geprägt von technologischem Fortschritt und globalen Herausforderungen, die sowohl Unternehmen als auch Menschen vor neue Aufgaben stellen. Um sich trotzdem gedanklich auf zukünftige Chancen und Herausforderungen vorzubereiten, setzen wir in diesem Beitrag die Zukunfts-UX-Brille für das Jahr 2024 auf.
Wir stellen fest, dass einige Themen neu daherkommen, andere hingegen seit vielen Jahren eine Rolle spielen und auch in Zukunft relevant sein werden: Während KI und Barrierefreiheit bislang eher Schlagworte waren, entwickeln sie sich in den kommenden Jahren zu wichtigen Komponenten der UX-Forschung. Der Nachweis, welchen Wert das Nutzungserlebnis auf das Geschäft hat, ist seit Entstehung des Fachbereichs ein wichtiges Thema und bleibt auch weiterhin einer der Kern-Themen für UX-Professionals.
Im Herzen jedes erfolgreichen Unternehmens steht das Nutzungserlebnis (UX) – ein kritischer Faktor, der oft über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. In der heutigen datengetriebenen Geschäftswelt reicht es jedoch nicht aus, nur zu fühlen, dass ein gutes/begeisterndes Nutzungserlebnis wichtig ist. Es bedarf handfester Zahlen und Beweise, die deutlich machen, wie UX direkt auf die Geschäftszahlen (z.B. den Umsatz) einwirkt. Dass dies insbesondere im Jahr 2024 wichtig wird, zeigt eine Studie unter CEOs, in der Themen wie Mitarbeiterbelange, Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion sowie die Einstellungs- und Talentbindungspolitik an Bedeutung gewonnen haben, während der Kundenfokus nur noch eine geringe Priorität zu haben scheint 1. Es geht für UX-Professionals darum aufzuzeigen, dass Unternehmen, die in UX investieren, oft eine deutliche Verbesserung in der Kundenbindung und eine Steigerung der Umsätze aufweisen2.
Der C-Level / Management-Ebene von Unternehmen genügen Zahlen von anderen Unternehmen bzw. Studien meist nicht. Sie wollen es für ihr eigenes Unternehmen genau wissen. Für konkrete Nachweise kann die Berechnung des Returns on Investment (ROI) von UX-Maßnahmen auf Geschäftszahlen Anhaltspunkte bieten.
Wie der ROI berechnet werden kann, erläutere ich in meinem Blogbeitrag „Der Return on Investment (ROI) von UX“. Wer sich intensiv mit dem Thema befassen möchte, sollte in unser Whitepaper schauen „Der Business Value von Usability und (User) Experience“, das Sie in unserem Download-Bereich finden. Falls Sie lieber ein Video schauen, anstatt zu lesen, empfehle ich die Webinar-Aufzeichnung „Webinar: UX x ROI“, die ebenfalls kostenlos in unserem Download-Bereich zur Verfügung steht.
Die Verankerung von researchbasiertem UX Design ist ein entscheidender Schritt, um langfristig erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu schaffen. Bauchgefühl und Erfahrung werden nicht mehr ausreichen, um Business-Entscheidungen guten Gewissens treffen zu können. Im Jahr 2024 wird es wieder darum gehen, kontinuierlich Nutzende in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und datengetriebene, informierte Entscheidungen zu treffen.
Wenn Sie sich tiefergehend über dieses Thema informieren wollen, empfehle ich Ihnen unsere Whitepaper „Menschen im Mittelpunkt: Ein Leitfaden zur strategischen Implementierung von UX im Unternehmen“ und „Research-basiertes UX Design: User Experience ist doch immer nutzerzentriert, oder?“, das Sie ebenfalls in unserem Download-Bereich finden.
Chatbots und andere KI-gestützte Tools verändern das UX Design und die UX-Forschung. Tools wie ChatGPT und andere fortschrittliche KI-Systeme dienen als Hilfsmittel, um Nutzerfeedback strukturiert aufzubereiten. Diese Technologien können auch dazu verwendet werden, auf Nutzerfeedback basierend, Lösungen zu erarbeiten, wodurch der gesamte Forschungs- und Entwicklungsprozess effizienter wird. Die Automatisierung von Routineaufgaben in der UX-Forschung wird im Jahr 2024 mehr Raum für Kreativität und Innovation im menschzentrierten Gestaltungsprozess bieten.
In den nächsten Jahren wird Explainable AI (XAI) zunehmend an Bedeutung gewinnen, da die Verbreitung und Komplexität künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Bereichen weiter zunehmen wird. Die Notwendigkeit, die Funktionsweise und Entscheidungen von KI-Systemen nachvollziehbar zu machen, steigt, um das Vertrauen und die Akzeptanz bei Nutzenden und Stakeholdern zu stärken. Zudem unterstützt XAI Unternehmen dabei, ethische Richtlinien und gesetzliche Vorgaben einzuhalten, indem es eine klare Erklärung und Rechtfertigung für die Entscheidungsfindung der KI bietet. Unternehmen, die XAI effektiv einsetzen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da sie ihre KI-basierten Produkte und Dienstleistungen transparenter und vertrauenswürdiger präsentieren können. Ein spannendes Themenfeld, das für UX-Professionals entsteht.
Im Jahr 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft und stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Produkte und Dienstleistungen für alle Nutzergruppen zugänglich zu machen. Es ist nun an der Zeit, proaktive Maßnahmen zu ergreifen. Bestehende digitale Angebote müssen an die Standards der Barrierefreiheit (BITV 2.0) angepasst werden, um eine inklusive Nutzererfahrung sicherzustellen. Immer öfters fällt die Abkürzung A11y. A11y steht für "Accessibility", also Barrierefreiheit. Der Begriff ist ein sogenannter Numeronym, wobei die Zahl 11 die Anzahl der Buchstaben zwischen dem ersten und letzten Buchstaben des Wortes "Accessibility" repräsentiert. In der Technologie- und Designwelt bezieht sich a11y auf die Praktiken und Prinzipien zur Gestaltung von Websites, Anwendungen, Tools und Technologien auf eine Weise, die sie für Menschen mit Einschränkungen zugänglich und nutzbar macht. Dazu gehören z.B. technische Anpassungen, wie die Verbesserung der Zugänglichkeit für Screenreader. A11y ist eng mit UX verbunden, da digitale Barrierefreiheit ein integraler Bestandteil davon ist, eine umfassende und positive Benutzererfahrung für ein breites Spektrum von Nutzer*innen - jene mit und ohne Einschränkungen - zu schaffen.
Was das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz sonst noch umfasst, können Sie in unserem Blogartikel über die Herausforderungen und Chancen bedingt durch das BFSG nachlesen. Unsere Webinar-Aufzeichnung zum Thema Digital Accessibility finden Sie in unserem Downloadbereich.
Die Durchführung von UX-Tests mit Menschen, die Beeinträchtigungen haben, gewinnt im Jahr 2024 an Relevanz und wird zu einem entscheidenden Bestandteil des menschzentrierten Gestaltungsprozesses. Diese Tests bieten Einblicke in die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von beeinträchtigten Personen. Durch direktes Feedback können Designer*innen, Entwickler*innen und weitere Umsetzende ihre Produkte so anpassen, dass sie wirklich inklusiv sind. Solche UX-Tests helfen nicht nur dabei, Barrieren zu identifizieren und zu beseitigen, sondern fördern auch ein tieferes Verständnis und Empathie für die Nutzer*innen, was letztendlich zu einer reichhaltigeren Nutzererfahrung für alle führt.
Wenn Sie daran interessiert sind, wie Sie digitale Produkte und Dienstleistungen inklusiver und zugänglicher gestalten können, besuchen Sie unsere Website und profitieren Sie von unserer Expertise im Bereich Accessibility Audits, Usability Testing und Beratung.
Die Top 3 UX-Themen im Jahr 2024 sind aus unserer Sicht: Der Wert von UX, KI in der UX-Forschung und Wachsende Relevanz von Barrierefreiheit. Diese sind jedoch weit mehr als nur Trends. Sie repräsentieren vielmehr wesentliche Entwicklungen im Bereich UX, die in Zukunft immer wichtiger werden und auch nicht erst seit heute existieren. Diese Bereiche müssen stets im Fokus bleiben, um den Veränderungen und steigenden Anforderungen im Bereich der Nutzererfahrung gerecht zu werden und langfristig erfolgreiche, inklusive und wertsteigernde digitale Lösungen zu entwickeln.
Senden Sie mir gern eine E-Mail, ich freue mich über Ihr Feedback!
Friedemann Dohse
User Experience Consultant