Informationsarchitektur verstehen – oder war es doch die Sitemap?

Autor*in: Anna Bauer

Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert:

Kategorie: UX Design

13 Min. Lesezeit
Junger Mann zeichnet konzentriert die Sitemap einer Webseite auf ein Whiteboard

Die besten Web-Inhalte bringen wenig, wenn Nutzende sie nicht finden. Im Zuge dessen ist ein zentraler Bestandteil einer Webseite die sogenannte Informationsarchitektur, die über die Auffindbarkeit von Inhalten einer Webseite entscheidet. Der nutzerzentrierten Ausarbeitung oder Evaluation einer bestehenden Informationsarchitektur (IA) wird häufig allerdings weniger Aufmerksamkeit geschenkt als anderen UX-Methoden – nicht zuletzt, weil sie ein abstraktes und unsichtbares Konstrukt darstellt. Als UX-Professionals sind wir methodisch natürlich tief im Thema und dennoch: beim Versuch zu beschreiben, was eine IA ist, komme ich schnell ins Stocken. In diesem Artikel erfahren Sie:

Was ist eine Informationsarchitektur?

Informationsarchitektur (IA) ist ein Konzept, das sich mit der Strukturierung und Anordnung von Informationen auf Webseiten oder in digitalen Anwendungen befasst. Es gilt als eines der zentralen Elemente im Konzeptions- und Designprozess, das weit über die Organisation von Inhalten hinausgeht.

Die IA beschreibt das Gerüst einer digitalen Anwendung und spiegelt die Struktur und Anordnung von Informationen wider. Sie bestimmt (bzw. beschreibt), wie Informationen strukturiert, eingeteilt und verbunden werden, um eine übersichtliche und logische Hierarchie zu bilden. Sie zielt darauf ab, die Inhalte einer Webseite so zu organisieren und zu verknüpfen, dass sie für Nutzer*innen leicht auffindbar und verständlich sind.

Die IA ist ein abstraktes und ganzheitliches Konzept und umfasst „jedes Stückchen Information“ der Anwendung. Sprich: Sie beinhaltet nicht nur die Organisation der Inhalte in einem Navigationsmenü (dazu später mehr), sondern auch das „Wie und Wo“ bei Platzierung von Inhalten und Funktionen auf den einzelnen Seiten. Auch die Anordnung von Modulen, wie Kontaktformulare, Newsfeeds oder Benutzer-Profile sind Teil einer IA.

Ein analoges Beispiel hilft: Informationsarchitektur verstehen

Denken wir an eine klassische Bibliothek: Innerhalb der Bibliothek werden unterschiedliche Bücher in verschiedene Bereiche, häufig nach Genres grob sortiert. Besucher*innen werden durch Kataloge oder Schilder zu diesen Bereichen geführt. Innerhalb dieser Bereiche werden die Bücher noch feiner kategorisiert: Beispielsweise stehen in der „Roman“-Ecke links die historischen Romane, rechts internationale Romane usw. Eine gut organisierte Bibliothek macht es den Besucher*innen leicht, ein bestimmtes Buch zu finden – sowie eine gut organisierte Informationsarchitektur es Nutzenden leicht macht, bestimmte Informationen aufzufinden.

 

Die drei Dimensionen einer IA: Nutzer*in, Inhalte & Kontext

Die Informationsarchitektur wird durch drei zentrale Dimensionen geprägt: Nutzer*in, Inhalte und Kontext. Diese Dimensionen beeinflussen und bedingen sich gegenseitig, um gemeinsam die Grundlage für eine funktionierende Informationsarchitektur zu schaffen.

  • Nutzer*in
    Im Mittelpunkt steht der Fokus auf die Bedürfnisse, Erwartungen und das Verhalten der Nutzenden. Sie bestimmen, welche Inhalte relevant sind und wie diese präsentiert werden müssen.
  • Inhalte
    Die Inhalte bilden das Material, das strukturiert, organisiert und zugänglich gemacht wird. Ihre Organisation entscheidet darüber, wie intuitiv sie für die Nutzenden auffindbar sind.
  • Kontext
    Der Rahmen, in dem die Interaktion stattfindet – sei es technologisch, geschäftlich oder physisch – beeinflusst maßgeblich, wie Inhalte und Nutzer*innen zueinander finden.

Die folgende Grafik verdeutlicht, wie diese drei Dimensionen miteinander interagieren. Ihr Schnittpunkt symbolisiert die Informationsarchitektur, die alle Aspekte integriert, um ein nutzerzentriertes und kontextsensitives Design zu ermöglichen.

Eine Grafik mit drei Kreisen, die sich überschneiden. Die Kreise sind mit den Begriffen „Nutzer*in“, „Inhalte“ und „Kontext“ beschriftet. Die Schnittpunkte der Kreise illustrieren die Beziehungen zwischen diesen Dimensionen. In der Mitte, wo sich alle drei Kreise überschneiden, steht „Informationsarchitektur“, was die integrative Rolle der IA verdeutlicht.
Informationsarchitektur als Schnittpunkt von Nutzer*in, Inhalten und Kontext.

Nutzerfreundliche IA basiert auf 4 Komponenten

Geben wir dem Beispiel mehr Struktur und übertragen es zudem in die digitale Welt.
Basierend auf Lou Rosenfeld und Peter Morville lässt sich eine Informationsarchitektur durch 4 Hauptkomponenten beschreiben und optimieren:

  1. Organisation
  2. In einer Bibliothek werden Bücher nach bestimmten Kriterien sortiert und aufgestellt. Diese Sortierung hilft Besucher*innen, Bücher in einem bestimmten Bereich zu finden (nach Themen wie Wissenschaft/Geschichte oder nach der Art des Inhalts wie Romane/Zeitschriften).

    Inhalte auf einer Website werden z. B. durch Kategorien, in Form von Unterseiten so organisiert, dass man die Informationen findet, die man sucht.

  3. Navigation
  4. In einer Bibliothek leiten Wegweiser, Übersichten und Kataloge die Besucher durch die Räumlichkeiten und helfen ihnen, zu den verschiedenen Bereichen oder speziellen Büchern zu gelangen.Navigationselemente auf einer Website, wie Haupt- oder Footer-Menü, Verlinkungen oder Breadcrumbs, erleichtern das Durchsuchen der Website und das Finden von Informationen.

  5. Suchen
  6. In Bibliotheken gibt es Kataloge (heutzutage oft digital), in denen man nach Titeln, Autoren oder Schlagwörtern suchen kann, um herauszufinden, wo ein Buch steht oder ob es verfügbar ist.Auf Webseiten ermöglichen Such- und Filterfunktionen es Nutzer*innen, zu den Informationen oder Seiten zu gelangen, die sie benötigen.

  7. Labeling
  8. Bibliotheken verwenden Systeme zur Beschriftung und Katalogisierung, um Inhalt und Standort von Büchern klar zu kommunizieren. Dies beinhaltet die Verwendung von Buchrücken-Titeln, Regalbeschriftungen und Katalogbeschreibungen.Ähnlich verwenden Webseiten klare und verständliche Bezeichnungen für Links, Buttons und Überschriften.

 

Verwandt, aber nicht gleich:

Abgrenzung zu Sitemap und Navigationsdesign

Wenn über Informationsarchitektur geredet wird, fallen häufig auch Begriffe wie die „Sitemap“ oder „Navigationsdesign“. Diese sind eng mit dem Konzept der Informationsarchitektur verknüpft, jedoch nicht synonym. Doch wie genau sind diese Konzepte mit der Informationsarchitektur verwandt und was sind die Unterschiede?

Navigationsdesign vs. Informationsarchitektur

Navigationsdesign implementiert die Struktur der Informationsarchitektur durch interaktive Elemente, die Besucher*innen nutzen können, um durch die Inhalte einer Webseite zu navigieren. Mit Blick auf die 4 Komponenten einer Informationsarchitektur entspricht dies dem Punkt der Navigation.

Zu diesen interaktiven Elementen gehört beispielsweise das Hauptmenü, welches in der Regel im Kopf einer Webseite angezeigt wird. Häufig spiegelt das Navigationsmenü die obersten Ebenen einer Informationsarchitektur wider. Aber auch eine Suchfunktion, Hyperlinks und Buttons sind Teil eines Navigationsdesigns.

Das Navigationsdesign erweckt somit die Informationsarchitektur zum Leben, indem Sie Nutzenden Funktionen an die Hand gibt, anhand derer sie durch die Webseite navigieren können. Um bei der Bibliotheks-Metapher zu bleiben, ist die Informationsarchitektur also der Aufbau und die Ordnung innerhalb der Bibliothek. Das Navigationsdesign stellt die Wegweiser in einer Bibliothek dar, um Besucher*innen zum gesuchten Buch zu führen, bspw. durch gekennzeichnete Wege, Schilder oder Lagepläne der Bibliothek.

Sitemap vs. IA

Die Sitemap ist eine Art visuelles Inhaltsverzeichnis für eine Website. Ziel ist es, die wichtigsten Bereiche und Kategorien einer Website übersichtlich darzustellen und deren Beziehungen untereinander zu visualisieren, nicht aber jede einzelne Seite oder jedes einzelne Element bis ins letzte Detail zu dokumentieren.  Dies ist vor allem deshalb der Fall, weil sie in erster Linie als Werkzeug für einen Überblick bei der Webseiten-Konzeption und zur Suchmaschinenoptimierung dient. Ein zu hoher Detaillierungsgrad würde hierbei die Übersichtlichkeit und Effektivität dieses Werkzeugs beeinträchtigen. Die Sitemap visualisiert die Informationsarchitektur aus der Vogelperspektive und zeigt die Menge und Verknüpfung verschiedener Informationen auf (häufig in hierarchischer Anordnung, siehe Abbildung).

Bis zu einem gewissen Punkt ist die Sitemap also eine Art Darstellung der Informationsarchitektur. Jedoch geht diese in der Regel nicht bis in die tiefste Ebene einer Informationsarchitektur hinein und ist somit nur als ein zentraler Ausschnitt der Architektur zu verstehen.

Die tiefste Ebene bezieht sich auf die detailliertesten Inhalte oder Funktionen einer Website, die für die Gesamtstruktur und Navigation von untergeordneter Bedeutung sind. Dabei kann es sich z. B. um spezifische Inhaltsartikel, Benutzerkommentare, multimediale Inhalte wie einzelne Bilder oder interaktive Elemente handeln.

 

Die Vorteile: Warum ist eine gute Informationsarchitektur wichtig?

Die Informationsarchitektur ist letztendlich ein wichtiger, aber oft vergessener Faktor, der die User Experience beeinflusst. Eine gut konzipierte Informationsarchitektur sorgt dafür, dass Nutzende schnell und intuitiv die gesuchten Informationen finden. Dies ist besonders wichtig, da die Geduld der Nutzenden im Internet begrenzt ist und die Konkurrenz nur einen Klick entfernt liegt.

  • Verbesserte Nutzererfahrung
    Eine logisch strukturierte und intuitiv navigierbare Website führt zu einer positiven Nutzererfahrung. in der Regel steigen Verweildauer, EngaNutzer*innen sind geneigt, länger zu verweilen und die Website erneut zu besuchen.
  • Auffindbarkeit von Inhalten
    Eine durchdachte Strukturierung verbessert die Auffindbarkeit von Inhalten. Es ist essenziell, dass Besucher*innen einer Website finden, wonach sie suchen. Im schlimmsten Fall finden Nutzende die gesuchten Inhalte nicht und kommen zum Schluss, dass der Inhalt auf der Webseite nicht existiere.
  • Effizienzsteigerung
    Eine klare Informationsarchitektur hilft Nutzenden, Informationen schneller und mit so wenig Klicks wie möglich zu finden. Dies spart Zeit und reduziert Frustration, was besonders in informationsintensiven oder E-Commerce-Websites von großer Bedeutung ist.
  • Suchmaschinenoptimierung
    Eine klare und logische Strukturierung hilft Suchmaschinen, Inhalte von Webseiten besser zu verstehen und zu listen. Dies kann zu einer besseren Platzierung in den Suchergebnissen führen. Darüber hinaus erleichtert eine gute IA die Erstellung von SEO-freundlichen Inhalten und Komponenten (URLs, Titeln und Metabeschreibungen etc.)
  • Skalierbarkeit
    Eine robuste Informationsarchitektur ermöglicht es, dass eine Website oder Anwendung mit der Zeit wachsen kann, ohne die Grundlagen neu konzipieren zu müssen. Neue Inhalte oder Funktionen können leicht integriert werden.

Was macht eine gute Informationsarchitektur aus?

2010 hat Dan Brown im Journal of the Association for Information Science and Technology (JASIST) 8 Prinzipien entwickelt, um zu definieren, wie eine gute Informationsarchitektur aussehen sollte. Die Prinzipien lauten:

1. Objekt-Prinzip
2. Prinzip der Wahlfreibeschränkung
3. Prinzip der Offenlegung
4. Exemplaritätsprinzip
5. Haustür-Prinzip
6. Prinzip der Mehrfachklassifizierung7. Prinzip der fokussierten Navigation
8. Wachstums-Prinzip

Objektprinzip

Das Objektprinzip von Dan Brown betont, dass jedes Content-Element einzigartig und veränderlich ist, mit einem Lebenszyklus, der sich im Laufe der Zeit verändert. Dieser Ansatz fordert zu sorgfältigen Überlegungen darüber auf, welche Inhalte erstellt werden und wie sie miteinander verknüpft sind. Inhalte sollten flexibel organisiert werden, um Anpassungen, wie z. B. das Auslaufen oder Neugruppieren, zu erleichtern. Dieses Prinzip unterstützt eine zukunftssichere Informationsarchitektur, die leicht aktualisiert und an die sich ändernden Bedürfnisse der User angepasst werden kann.

Prinzip der Wahlbeschränkung

Das Prinzip der Wahlbeschränkung bezieht sich auf die Begrenzung der Anzahl der Optionen, die den Benutzenden präsentiert werden, um eine Überforderung zu vermeiden. Es wird empfohlen, den Nutzern einfache und klare Entscheidungsmöglichkeiten anzubieten, anstatt sie mit zu vielen Alternativen zu konfrontieren. Dies entspricht der Heuristik „Hick’s Law“, die besagt, dass die für die Entscheidungsfindung benötigte Zeit mit der Anzahl der Optionen zunimmt. Durch die Reduzierung der Optionen kann die Nutzererfahrung verbessert und die Entscheidungsfindung beschleunigt werden. Im E-Commerce-Kontext wäre es z. B. überfordernd, alle möglichen Produktoptionen aufzulisten. Das Anbieten einer Farb- oder Größenauswahl ist angemessener.

Beispiel Wahlbeschränkung: https://www.douglas.de/de/p/3011043718

Prinzip der Offenlegung

Das Prinzip der Offenlegung empfiehlt, Usern nur die notwendigen Informationen zu geben, um sie zum nächsten Schritt zu führen, ohne sie zu überfordern. Die wichtigsten Informationen werden zuerst präsentiert, mit der Option, mehr zu erfahren. Dieses Prinzip spiegelt sich in den „Featured Snippets“ von Google wider, wo eine kurze und direkte Antwort auf eine Suchanfrage gegeben wird.

Im E-Commerce könnte das Prinzip der angemessenen Offenlegung bei Produktseiten angewendet werden. Zum Beispiel für Produktseiten zu Laptops oder anderen technischen Geräten: Anstatt sofort alle technischen Spezifikationen aufzulisten, könnten zuerst die wichtigsten Verkaufsargumenten genannt werden, wie etwa die Akkulaufzeit oder der Bildschirmgröße. Ein „Mehr erfahren“-Button könnte dann tiefergehende Details zu den technischen Spezifikationen enthüllen. Diese Herangehensweise hilft Kund*innen, die Basisinformationen schnell zu erfassen und bei Bedarf weitere Details abzurufen, ohne von Anfang an überwältigt zu werden.

Beispiel Prinzip der Offenlegung: www.ryte.com

Exemplaritätsprinzip

Inhalte, die dies erfordern, sollten mit Beispielen versehen werden. Manche Inhalte sind ggf. nicht eindeutig, so dass das Hinzufügen von Beispielen (Bilder, Videos usw.) den Usern helfen kann, mehr Informationen zu erhalten. Zum Beispiel die Produktseite für ein Smartphone: Neben der Beschreibung des Gerätes könnten interaktive Bilder integriert werden, die das Smartphone von allen Seiten zeigen. Ein Video, das die Kamerafunktionen demonstriert, und Kundenbewertungen mit Fotos, die mit dem Smartphone aufgenommen wurden, bieten weitere praktische Beispiele, wie das Produkt im Alltag eingesetzt werden kann. Solche ergänzenden Inhalte helfen den Kunden, die Funktionen und das Design des Smartphones besser zu verstehen und zu visualisieren.

Haustür-Prinzip

Das Haustür-Prinzip erkennt an, dass Besucher über verschiedene Einstiegspunkte auf eine Website gelangen können, nicht nur durch die Startseite. Es ist möglich, dass jemand über Suchergebnisse direkt auf eine Produktseite gelangt. Damit die User von jedem dieser Einstiegspunkte aus gut durch die Website navigieren können, sollte überall auf der Website eine zugängliche Navigation implementiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass Besucher unabhängig von ihrem Einstiegspunkt leicht auf wichtige Bereiche der Website zugreifen und sich effizient orientieren können.

Prinzip der Mehrfachklassifizierung

Das Prinzip der Mehrfachklassifikation im Webdesign fördert unterschiedliche Navigationswege auf einer Website. Neben einer Hauptnavigationsleiste kann beispielsweise eine Breadcrumb-Navigation für Unterseiten eingesetzt werden, um den Nutzenden verschiedene Orientierungsoptionen zu geben. Diese Vielfalt in der Navigation erleichtert es den Besuchern, sich auf der Website zurechtzufinden und Inhalte nach unterschiedlichen Kriterien zu entdecken.

Prinzip der fokussierten Navigation

Das Prinzip der fokussierten Navigation betont, dass alle Informationen und Navigationsmenüs auf einer Website konsistent sein sollten. Inkonsistenzen in der Navigation auf verschiedenen Seiten oder Änderungen in den Formaten können den Zugang zu Informationen erschweren und das Verständnis der User beeinträchtigen. Eine konsistente Navigation trägt dazu bei, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen und den Nutzenden eine vertraute Umgebung zu bieten, in der sie sich problemlos zurechtfinden.

Wachstumsprinzip

Das Wachstumsprinzip besagt, dass die Informationsarchitektur einer Website ihr Wachstum unterstützen sollte. Die Struktur der Website muss auch noch funktionieren, wenn immer mehr Seiten hinzugefügt werden. Dieses Prinzip beinhaltet auch, dass die Seite reibungslos funktioniert, während Informationen hinzugefügt werden. Eine skalierbare und flexible IA ist entscheidend, um auf lange Sicht eine angenehme Benutzererfahrung zu gewährleisten und die Erweiterung des Inhaltsangebots ohne technische Störungen oder Navigationsprobleme zu ermöglichen.

 

Wie erstelle ich eine Informationsarchitektur?

Eine gute Informationsarchitektur zeichnet sich dadurch aus, dass sie nutzerzentriert ist. Sie müssen also die Bedürfnisse, das Suchverhalten und die mentalen Modelle Ihrer
Nutzenden verstehen, um eine gute Informationsarchitektur entwerfen zu können1. Hierzu gibt es zahlreiche Methoden, die dabei helfen, die Nutzer-Anforderungen an eine Informationsarchitektur zu verstehen. Egal, ob sie eine neue IA erstellen oder eine vorhandene überarbeiten, die Methoden der Wahl sind:

Card Sorting

Card Sorting ist die Methode, um eine nutzerzentrierte Informationsarchitektur zu entwickeln. Kurz gesagt sortieren beim Card Sorting potenzielle Nutzende verschiedene Inhalte in Gruppen und Ordnungen, wie es aus ihrer Sicht sinnvoll erscheint. Dadurch lassen sich Anforderungen und Erwartungen der Nutzenden ermitteln. Anhand der Erkenntnisse eines Card Sortings kann auch eine bereits bestehende Informationsarchitektur angepasst werden, sollte eine Neu-Aufsetzung nicht möglich sein.

Tree Testing

Tree Testing dient dazu, eine bereits bestehende oder neu entwickelte Informationsarchitektur auf den Prüfstand zu stellen oder Varianten zu vergleichen. In einem Tree Test erhalten potenzielle Nutzende Suchaufgabe und geben anhand der gezeigten Informationsarchitektur an, wo sie den gesuchten Inhalt erwarten würden. Indikatoren wie Anzahl der korrekten oder inkorrekten Klicks, Zeit und genommene Umwege geben Aufschluss über die Güte einer Informationsarchitektur.

Es ist wichtig, sich bei dem Erstellen oder Überarbeiten der Informationsarchitektur mit den Nutzenden zu befassen. Doch neben der Nutzersicht gibt es noch zahlreiche andere Perspektiven, aus denen sich unterschiedliche Anforderungen an eine Informationsarchitektur ergeben – beispielsweise hinsichtlich SEO, Marketing, Brand-Management  und weiteren2. Die unterschiedlichen betroffene Stakeholder sollten bei der Erstellung einer IA dementsprechend identifiziert und mitgenommen werden. Indem man sie in den Design- und Research-Prozess involviert, kann man die verschiedenen Anforderungen besser berücksichtigen. Bonuspunkt: Man schafft Verständnis für die Relevanz und Nutzersicht hinsichtlich der Informationsarchitektur bei den verschiedenen Stakeholdern.

Wir hoffen anschaulich vermittelt zu haben: die Informationsarchitektur ist nichts weniger, als das versteckte Rückgrat einer Webseite oder digitalen Anwendung. Sie legt die Ordnung der Inhalte einer Webseite fest und organisiert die Hierarchie und Verknüpfung verschiedener Informationen. Wie gut eine Informationsarchitektur ist, zeigt sich dadurch, wie leicht oder schwierig es Nutzenden fällt, Inhalte auf einer Webseite zu finden. Sie entscheidet somit über die Effizienz und Effektivität der Suche der Nutzenden und ist damit wichtiger Bestandteil der User Experience. Die bewusste – im besten Fall nutzerzentrierte Gestaltung der Informationsarchitektur darf deswegen nicht vernachlässigt werden. Hierzu bieten sich Research-Methoden wie das Card Sorting und Tree Testing hervorragdn an.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare

0
  • Werkzeuge an einer Wand aufgehängt.
    Quelle: Lachland Donald | Unsplash

    Veröffentlicht am 30.10.2024 User Research, UX Strategie

    ResearchOps: Der Hebel zur Steigerung der UX-Reife

    Um in großen Organisationen oder Projekten erfolgreich nutzerzentriert zu entwickeln, ist ein relativ hoher UX-Reifegrad notwendig. In diesem Kontext verbreitet sich das Konzept der Research Operations. Hier erfahren Sie, warum es auch in Ihrem Unternehmen stärker eingebunden werden sollte.

    Weiterlesen
  • Graduations-Hüte werden von Absolventen vor einem Universitätgebäude in die Luft geworfen.
    Quelle: Vasily Koloda

    Veröffentlicht am 15.10.2024 Beruf & Karriere

    Inspirierende UX-Themen für Deine Abschlussarbeit

    Die Abschlussarbeit rückt näher und es ist noch kein Thema in Sicht? Die Suche nach dem passenden Thema fällt vielen Studierenden schwer, die Themenvielfalt wächst nicht nur in die Tiefe, sondern auch in die Breite. Kaum hat man sich gerade…

    Weiterlesen
  • Vier Menschen schlagen ihre Fäuste über einem Tisch mit Büromaterialien einander
    Quelle: Mohamed Hassan | Pixabay

    Veröffentlicht am 05.10.2024 UX Design

    UX Guideline-Sets, die Sie kennen sollten

    Man lernt nie aus: Wir geben Ihnen einen vielfältigen Strauß an UX Guideline-Sets mit an die Hand, die Ihnen helfen, Ihren menschenzentrierten Gestaltungsprozess effizient auf bereits etabliertes Wissen aufzubauen und die User Experience zu steigern.

    Weiterlesen