Usability Testing mit Kindern
Lieber Leser*innen,
schön, dass Sie den Weg hierher gefunden haben und sich für das Thema „Usability Testing mit Kindern“ interessieren. Wir befinden uns gerade beim Relaunch unserer Webseite und sind dabei, die Inhalte final zu überarbeiten. In etwa einer Woche finden Sie hier den vollständigen Beitrag mit wertvollen Einblicken in die besonderen Herausforderungen und Ansätze bei UX-Tests mit Kindern. Schauen Sie gerne wieder vorbei – es lohnt sich!
Im Folgenden geben wir Ihnen bereits einen detaillierten Überblick darüber, was Sie im Beitrag erwartet:
Wie gestaltet man Usability-Tests für Kinder effektiv und kindgerecht? Unser Beitrag liefert praxisnahe Tipps zu Planung, Kommunikation und Aufgabenstellung, um wertvolle Einblicke in die Nutzungserfahrung der jüngsten Zielgruppe zu gewinnen.
Warum Usability Tests bei Kindern besonders wichtig sind!
Bei der Entwicklung von interaktiven Systemen und Produkten für Kinder ist es essenziell, ein tiefgreifendes Verständnis dafür zu haben, dass Kinder nicht als kleine Erwachsene betrachtet werden dürfen. Ihre Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Interaktionsweisen mit Technologie unterscheiden sich grundlegend von denen der Erwachsenen. Die Annahme, man könne sich einfach in ein Kind hineinversetzen, indem man sich an die eigene Kindheit erinnert, ist ein Trugschluss. Moderne Technologien, die für Erwachsene alltäglich sind und solche, die während ihrer Kindheit lediglich Bestandteil von Science-Fiction waren, werden von Kindern auf eine Weise genutzt, die intuitive Interaktionen, wie das Swipen auf Touchscreens, bevorzugt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Designprozesse vollständig auf die Nutzerperspektive der Kinder auszurichten, um sicherzustellen, dass die entwickelten Produkte ihre spezifischen Anforderungen erfüllen.
Tipps zum klassischen Usability Testing mit Kindern.
Rekrutierungsprozess
Grundlagen der Rekrutierung: Bei der Rekrutierung von Kindern für UX-Tests ist eine sorgfältige Planung notwendig. Es ist wichtig, die Eltern einzubeziehen und sicherzustellen, dass das Kind den Anforderungen des Tests entspricht. Eine Überrekrutierung kann sinnvoll sein, um Ausfälle zu kompensieren. Auch wenn keine Person ausgefallen ist, sollte in Erwägung gezogen werden, auch die Überrekrutierungen durchzuführen. Meistens freuen sich die Kinder sehr, neue Dinge ausprobieren zu können, z. B. ein neues Spiel, und diese wären dann sehr enttäuscht, wenn sie den Test nicht machen könnten, weil sie die Überrekrutierung sind.
Segmentierung der Teilnehmenden: Jugendliche stellen eine besonders heterogene Gruppe dar, deren Fähigkeiten und Interessen stark vom Alter abhängen. Eine differenzierte Betrachtung verschiedener Alters- und Reifestufen ist entscheidend, um relevante Ergebnisse zu erzielen. Daher ist es wichtig, Teilnehmende nicht nur basierend auf dem Alter, sondern auch auf spezifischen Interessen und Fähigkeiten zu segmentieren.
Testdauer mit Puffer planen
Berücksichtigung von Unterbrechungen: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann zu häufigeren Unterbrechungen führen. Umweltbedingte Störungen, Bedürfnisse nach Pausen und die allgemeine Unruhe der Teilnehmer können die Testdauer beeinflussen und sollten bei der Planung der Interviewslots berücksichtigt werden.
Anreize und Motivation
Altersgerechte Anreize: Die Wahl des Anreizes kann die Zufriedenheit und Motivation der Teilnehmer maßgeblich beeinflussen. Während Bargeld bei älteren Jugendlichen beliebt ist, können für jüngere Kinder Geschenke oder Gutscheine attraktiver sein. Die Kombination aus monetären Anreizen und physischen Geschenken kann sowohl die Kinder als auch deren Eltern ansprechen.
Auswahl sozialer Teilnehmer: Jugendliche können sich in der Testumgebung unwohl fühlen, insbesondere wenn sie mit unbekannten Erwachsenen interagieren müssen. Die Auswahl offener und kommunikativer Teilnehmender kann die Durchführung erleichtern und die Qualität der Ergebnisse verbessern.
Fazit
Die erfolgreiche Durchführung von UX Tests mit Kindern und Jugendlichen erfordert eine durchdachte Planung und Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppen. Von der sorgfältigen Rekrutierung über die Gestaltung der Testumgebung bis hin zur Auswahl geeigneter Anreize – jedes Detail trägt dazu bei, valide Ergebnisse zu erzielen und die Teilnahmeerfahrung für junge Nutzer positiv zu gestalten. Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können wertvolle Einblicke in die Nutzererfahrung dieser einzigartigen Zielgruppen gewonnen werden.
Erstellen der Testaufgaben und des Studienleitfadens
Vorbereitung der Teilnehmenden
Einführung und Erklärung: Es ist entscheidend, dass die Teilnehmenden das Szenario des Tests verstehen und in der Lage sind, die gestellten Aufgaben und deren Ziele in ihren eigenen Worten zu umschreiben. Dies stellt sicher, dass sie genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Besonders bei Kindern muss darauf geachtet werden, dass sie sich nicht überfordert fühlen und den Eindruck haben, alles richtig zu machen.
Kommunikation und Sprache
Altersgerechte Sprache: Die Kommunikation mit Kindern erfordert eine Sprache, die sie verstehen. Dies beinhaltet die Verwendung von einfachen, klaren Anweisungen und den Verzicht auf komplexe Begriffe oder Fachjargon. Für Kinder im Lesealter sollten die Aufgabenstellungen und Instruktionen in einer altersgerechten Sprache verfasst sein. Bei Vorschulkindern empfiehlt sich die mündliche Erteilung von Anweisungen.
Gestaltung und Auswahl der Aufgaben
Anpassung an das Entwicklungsstadium: Aufgaben sollten realistisch und umsetzbar sein und das Entwicklungsstadium der Kinder berücksichtigen. Beispielsweise ist es nicht sinnvoll, von einem 7-Jährigen zu erwarten, dass er ein Konto erstellt und einen E-Commerce-Checkout-Prozess durchläuft.
Vermeidung von Vorgaben: Bei der Formulierung der Aufgaben sollte darauf geachtet werden, keine UI-spezifischen Begriffe zu verwenden, die den Teilnehmenden Hinweise geben könnten. Dies kann insbesondere bei jüngeren Teilnehmenden, die eine weniger ausgeprägte Recherchefähigkeit haben, zu verzerrten Ergebnissen führen.
Vielfalt der Aufgaben: Um die Teilnahmebereitschaft und das Engagement zu fördern, ist es wichtig, ein breites Spektrum an Aufgaben vorzubereiten, die unterschiedliche Interessen berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die schneller gelangweilt sein können und somit möglicherweise vorzeitig keine wertvollen Rückmeldungen mehr geben.
Umgang mit Desinteresse oder Überforderung:
Flexible Handhabung: Wenn Kinder während des Tests das Interesse verlieren oder sich überfordert fühlen, können kurze Pausen hilfreich sein. Sollte ein Kind den Test nicht fortsetzen wollen, ist es wichtig, ihm dennoch Anerkennung für seine Beteiligung zu zeigen und sicherzustellen, dass es die Situation positiv verlässt.
Fazit
Die Durchführung von Usability-Tests mit Kindern und Jugendlichen stellt besondere Anforderungen an die Testleitung. Eine sorgfältige Vorbereitung, die Verwendung einer altersgerechten Sprache und die Auswahl angepasster Aufgaben sind entscheidend, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen und gleichzeitig ein positives Testerlebnis für die jungen Teilnehmenden zu gewährleisten. Durch die Berücksichtigung dieser spezifischen Bedürfnisse können wertvolle Einblicke in die Nutzererfahrung gewonnen und die Produkte entsprechend optimiert werden.
Technische Anforderungen und Vorbereitungen
Für die Durchführung von Usability-Tests, insbesondere mit Anwendungen wie Spiele-Apps für Kinder, sind spezifische technische Vorbereitungen notwendig:
Anforderungen an das Testgerät und die Umgebung
Remote Test: Vor Beginn eines remote durchgeführten Tests sollte ein Technikcheck durchgeführt werden, um die Funktionalität der Technik zu gewährleisten und eventuelle Fragen der Erziehungsberechtigten zu klären.
Vor Ort Test: Bei einem Test vor Ort in einem Testlabor sollten zum einen Testgeräte mit der Anwendung bereitgestellt werden. Es sollte den Kindern und Jugendlichen aber auch die Möglichkeit gegeben werden, das eigenen Gerät nutzen zu können, so weit vorhanden.
Bei der Nutzung der eigenen Geräte sollte folgendes beachtet werden:
Kindersicherung: Überprüfung und gegebenenfalls Deaktivierung der Kindersicherung, die bestimmte Funktionen einschränken könnte. Teilweise sind bei den Geräten für Kinder die Nutzungsdauer und -uhrzeit eingeschränkt. Diese Einstellung sollte ebenfalls für den Test ausgeschaltet werden können.
Sperrbildschirm und Lademöglichkeit: Es sollte sichergestellt werden, dass der Sperrbildschirm deaktiviert und das Testgerät vollständig aufgeladen oder eine Lademöglichkeit vorhanden ist.
Gestaltung der Testumgebung vor Ort
Ablenkungsfreie Räume: Auswahl eines Raumes ohne Ablenkungen, z.B. durch ein großes Fenster mit Blick auf eine belebte Straße, und gegebenenfalls Nutzung eines fensterlosen Raumes.
Kinderfreundliche Ausstattung: Bereitstellung von z. B. Taschentücher für laufende Nasen, Verwendung von Stühlen ohne Räder und möglicherweise die Verwendung von Sitzhilfen für kleinere Kinder, um eine angenehme und sichere Testumgebung zu schaffen.
Worauf ahcten während des Usability Testings mit Kindern?
Einbindung der Eltern und rechtliche Vorbereitungen
Elternmitwirkung: Die Anwesenheit eines Elternteils ist für die Teilnahme von Kleinkindern unerlässlich, um Vertrauen zu schaffen und bei Bedarf unterstützend einzugreifen. Eltern sollten jedoch angewiesen werden, die Kinder selbstständig agieren zu lassen.
Einverständniserklärungen: Für die Teilnahme Minderjähriger ist die vorherige Unterzeichnung von Einverständniserklärungen durch die Eltern notwendig. Bei älteren Teenagern (16–17 Jahre) sollten diese Formulare vorab ausgefüllt werden, um rechtliche Klarheit zu schaffen.
Raumgestaltung und Atmosphäre
Kindgerechte Umgebung: Der Testraum sollte eine lockere, kinderfreundliche Atmosphäre bieten, ohne von der eigentlichen Testaufgabe abzulenken. Elemente wie bunte Poster, Spielzeug und kindgerechte Möbel helfen, eine einladende Umgebung zu schaffen.
Auf Augenhöhe kommunizieren: Um eine bequeme und gleichberechtigte Kommunikation zu fördern, ist es wichtig, sich physisch auf die Ebene der Kinder zu begeben, indem man sich beispielsweise hinkniet oder kleinere Möbel nutzt.
Kommunikation und Aufgabenstellung
Persönliches Kennenlernen: Zu Beginn sollte Zeit eingeplant werden, um eine Verbindung zum Kind aufzubauen und eventuelle Ängste abzubauen. Dies kann durch einfache Fragen zu den Interessen des Kindes und durch das Angebot, gemeinsam zu spielen, erfolgen.
Einfache und verständliche Instruktionen: Die Aufgaben und Ziele sollten in einer klaren, altersgerechten Sprache kommuniziert werden. Besonders bei jüngeren Kindern kann dies auch spielerisch erfolgen, indem man sie bittet, ihre Erfahrungen in eigenen Worten zu teilen.
Altersgerechte Aufgaben: Starten Sie mit einfachen Aufgaben, um das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, und erhöhen Sie schrittweise den Schwierigkeitsgrad. Achten Sie darauf, Aufgaben realistisch und umsetzbar zu gestalten.
Beobachtung und Feedback
Nicht-verbale Hinweise beachten: Kinder drücken sich oft non-verbal aus. Achten Sie daher auf Körpersprache und Mimik, um ihre Reaktionen und Gefühle richtig zu interpretieren.
Positive Verstärkung: Bestärken Sie die Kinder für ihre Teilnahme und ihren Beitrag, um ihnen zu zeigen, dass ihre Meinung geschätzt wird. Dies fördert eine offene und ehrliche Feedbackkultur.
Flexibilität und Geduld
Zeitmanagement: Planen Sie genügend Zeit für die Tests ein, um den kürzeren Aufmerksamkeitsspannen von Kindern Rechnung zu tragen. Bereiten Sie sich auf unvorhergesehene Pausen oder Abbrüche vor und haben Sie Ersatzteilnehmer*innen zur Hand.
Umgang mit Unvorhergesehenem: Seien Sie bereit, flexibel auf die Bedürfnisse und Reaktionen der Kinder zu reagieren. Dies kann bedeuten, die Reihenfolge der Aufgaben anzupassen oder die Methodik zu wechseln, um das Interesse aufrechtzuerhalten.
Fazit
Die Durchführung von Usability-Tests mit Minderjährigen erfordert sorgfältige Planung, ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Kindern sowie eine flexible und geduldige Herangehensweise. Eine kindgerechte Gestaltung des Testumfelds, klare und verständliche Kommunikation sowie die positive Verstärkung sind entscheidend, um wertvolle Einblicke in die Nutzererfahrung dieser Zielgruppe zu gewinnen.